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…für das lachende Auge

Koch: Geburtstagsfeier auf Kosten des Landes Hessen?

Wer reichte diese Canapés? Grundlage: cc (by-sa) Yumi Kimura, cc (by-nc) Nils Bremer

Kann sich Koch einen Koch leisten? Wahrscheinlich ja. Aufgrund von Nachforschungen des Bundes der Steuerzahler (BdST) kam jetzt aber heraus, dass sich Roland Koch während seiner Zeit als Ministerpräsident auf Feiern von einem exklusiven Catering-Service bekochen ließ. Die diesbezüglichen Drei-Sterne-Rechnungen tauchen teilweise auch im Haushalt des Landes Hessen auf. Für die Ermittler steht nun die Frage im Raum, wer aus dem hessischen Finanzministerium ein Interesse daran gehabt haben könnte, Roland Koch zu bestechen. Ist dieser Skandal bereits das Ende von Koch bei Bilfinger Berger?

Einige Eingeweihte sprechen bereits von einem privaten „Reptilienfond“ des Ministerpräsidenten. Ohne die Mithilfe in den Apparaten des Justiz- und Finanzministeriums ist dies undenkbar. Doch wer genau verschaffte dem Landesvater die Gelder, und wer war an deren Vertuschung beteiligt? Waren es Emporkömmlinge, die sich anbiedern wollten? Waren es Männer, die Einfluss in der Landesregierung anstrebten? Wer verschafft einem Mann wie Roland Koch ein geschätztes jährliches Budget von 200.000 Euro, um damit Soirées und Geburtstagsfeiern zu finanzieren?

Koch verteidigt zunächst ganz allgemein die offengelegten Ausgaben: „Was denken Sie eigentlich, wie Politik funktioniert?“ Die Presse-Konferenz wird kurz durch eine abfällige Reportermusterung des Sprechenden unterbrochen, bevor er staatsmännisch fortfährt: „Als Ministerpräsident hat man praktisch kein Privatleben, sorgt sich rund um die Uhr um das Wohl seines Landes. Wo das Geld dafür herkommt und ob da ein junger Mitarbeiter wohlmöglich Gelder einmal falsch verbucht hat, interessiert mich ehrlich gesagt nicht. Lassen sie die Justiz einfach ein Paar Jahre ihre Arbeit tun und dann wissen wir alle mehr.“ Ob Koch diese weise Gelassenheit vom Dalai Lama auf einer seiner Dinnerparties gelernt hat?

Die Firma Bilfinger Berger stellte sich ebenfalls hinter den designierten Vorstandschef: „Wir können uns nicht vorstellen, dass eine Persönlichkeit wie Roland Koch Geschenke angenommen hat, ohne hierbei Vorteile für seinen Arbeitgeber das Land und seine Bürger im Blick gehabt zu haben.“ Man werde aber gerne bei der Aufklärung helfen soweit Aussagen von Gästen zur Überführung der Hintermänner beitragen können. Man erwäge jedoch keinen Baustopp bei öffentlichen Aufträgen, nur weil eine Person im Finanzministerium nicht integer sei.

Auch die CDU poltert in Person des Landesvorsitzenden Joachim Greis gegen die nun geäußerten Vorwürfe: „Bis dato kann niemand Genaueres zu den Vorgängen sagen, da die Akten zum Teil verschwunden sind und somit auch nicht vorschnell über unsere geschätzten Mitarbeiter in den Ministerien geurteilt werden kann. Es ist z.B. durchaus denkbar, dass Teile der Mittel auch aus ehemaligen Schwarzgeld-Konten des Ministerpräsidenten stammen. Wohlmöglich hat das Land Hessen diese Gelder gewaschen und davon aufgrund tüchtiger Beamter erheblich profitiert. Lassen wir die Staatsanwaltschaft ihre Arbeit machen.“

Die Opposition in Hessen denkt jedoch nicht daran, zu dem laufenden Ermittlungsverfahren zu schweigen: „Wir vermuten, dass sich Roland Koch Bekanntschaften mit Konzernchefs, Bankern – und wer weiß: vielleicht der Mafia – auf diesen Feiern erkauft hat. Wer kommt schon zu einem Geburtstag von Roland Koch nach Hessen? Schauen sie sich diesen Mann doch mal an! Das Drei-Sterne-Catering war hier sicherlich hilfreich. Es kann also sein, dass Koch auf Kosten seiner Wähler Karriere gemacht hat. Hierbei hatte er offensichtlich konkrete Hilfe, und wir wollen wissen, wer dieses Privatvergnügen möglich gemacht hat.“ erklärt mir Grünen-Chefin Gisela Lutz am Telefon entschlossen.

„Die Kontake, die ich auf diesen Anlässen gepflegt habe, kamen letztlich allen Hessen und Hessinnen zugute und führten übrigens in den meisten Fällen auch zu konkreten Investitionen. Ich sehe mit Stolz auf meine damalige Arbeit zurück. Ohne eine gewisse konstruktive Atmoshpäre in der Regierung wäre dies jedoch nicht möglich gewesen. Ich meine immer: Ein Koch braucht auch Kellner.“ Wie ein Monarch geht er bei dieser Pressekonferenz über die Zweifel an seinem Regierungsstil hinweg: Seinen Stil musste Roland Koch niemals ändern, um in die Wirtschaft zu gehen.

Nur, dass auch er nun auch gerichtlich belangt werden könnte, daran muss sich der kleine „Hessen-Hitler“ (Titanic Magazin) wohl noch gewöhnen. Hoffen wir, dass er der deutschen Wirtschaft mit seiner charmanten Eigenwilligkeit nicht schadet. Drei-Sterne-Restaurants kann er sich jetzt zumindest öfter selbst leisten.


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Filed under: Satire deutsch

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