Machthumor

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…für das lachende Auge

Ist Merkel zu unerotisch für die deutsche Wirtschaft?

Fehlt Merkel der männliche Blick auf die Multikulti-Debatte?, Grundlage: cc (by) Simon Müller

Unbeobachtet von der großen Politik leidet besonders ein Wirtschaftszweig unter der Multikulti-Debatte: Die meist als „schmuddelig“ betrachtete Erotikbranche macht sich ernste Sorgen über ihre Zukunft in Deutschland. Die Verwicklungen gehen hierbei inzwischen über das reine Geschäft mit der Lust hinaus: Die unternehmerische Basis der CDU ist unbefriedigt und vermisst bei ihrer Chefin ein Gefühl für Standortfaktoren. Die männliche Basis der Union probt den Aufstand. Ein Hamburger Stimmungsbild.

„Multikulti ist vorbei, Mehmet!“ Solche zynischen Sprüche höre er jetzt immer öfter: Mehmet Cerlan ist sichtlich aufgeregt, weiß nicht mehr, wie er mit den Provokationen umgehen soll, die ihm deutsche Konkurrenten verbal mitgeben. Ich habe Herrn Cerlan in einer Teestube getroffen und fühle mich etwas mulmig unter den anwesenden Muskelbergen bei türkischem Satellitenfernsehen und abweisenden Blicken aus der Altherren-Ecke. „Ich bin Multikulti!“, erlärt er mir stolz und fast wütend. „Sind wir nicht Teil dieses Landes? Müssen wir uns das gefallen lassen?“ Ich nicke erstmal ernst und zustimmend, um die agressive Stimmung etwas zu entschärfen.

„Ich fühl mich deintegriert, werde echt „aggro“ [agressiv, Anm. der Redaktion], wenn deutsche Zuhälter sich wieder auf […] Merkel berufen, meinen ich hätte hier keine Zukunft, sei nichts wert, obwohl ich in Deutschland Arbeitsplätze schaffe, mir mit meinen eigenen Händen eine Existenz auf dem Kiez aufgebaut habe.“ Wer hätte gedacht, dass eine unerotische Person wie Merkel diesen Berg von einem Mann einmal aus der Ruhe bringen könnte? „Was ist mit der Gastfreundschaft? Da könnte die deutsche Kultur noch viel von uns lernen! Die Merkel sollte mal hier vorbei kommen! Oder besser ihr Mann!“ Die Worte aus dem Mund des Kurden vom Hamburger Kiez können sich nicht entscheiden, ob sie mehr nach einer Drohung oder einer wirklichen Einladung klingen sollen. Der Frust und die Verunsicherung bei dem Erotik-Unternehmer sitzen tief.

Zuhälter Cerlans persönliche Probleme sind jedoch nur Randerscheinung einer größeren Krise, denn nicht nur er, sondern die ganze Branche ächzt unter der neuen Stimmung im Land. Die Erotik-Industrie ist geprägt von kleinen und mittelständigen Unternehmen, deren Produkt seit jeher gerade die ‚Exotik‘, sprich: ‚das Fremde‘ ist. „Wir leben von Multikulti“ meint auch Kalle Schabinski von den Hells Angels. „Unsere Fachkräfte kommen aus der ganzen Welt. Soll ich den Ukrainern etwa demnächst einen Zuschlag zahlen, weil ihre Mädchen nicht mehr bei uns arbeiten wollen? Diese Stimmungsmache ist Gift für unser Geschäft.“

Auch der Präsident der Hamburger Industrie- und Handelskammer Per Claußen spart nicht mit Kritik an seiner eigenen Partei, der CDU. „Die Hansestadt lebt natürlich von ihrer Offenheit. Wir können den Hafen, das Tor zur Welt, nicht einfach abschließen. Hamburg hatte schon immer seinen multikulturellen Reiz und viele Delegationen kommen hierher, um ihre neuen Verträge zu unterzeichnen und dann zu feiern.“ Kultur ist für ihn wichtiger Standortfaktor. Claußen macht inzwischen bundesweit Stimmung gegen Merkel, will Karriere in der CDU machen. Damit ist er nicht allein: Frustrierte Macher, Männer und Politmachos scharen sich um ihn.

CDU-Mann Claußen verspricht Multikulti-Puffs in Hamburg, Grundlage: cc (by) Cushing Memorial Library and Archives, Texas A&M

Er, Claußen, könne nichts daran ändern, dass Multikulti sexy und somit ein wichtiger Schmierstoff für die Hamburger Wirtschaft sei. „Auch wenn ich es mir anders wünschen würde: Viele der Unternehmenslenker sind nun einmal männlich. Ich kann mir nicht vorstellen, in Zukunft für diese Stadt zu werben und dabei gleichzeitig erklären zu müssen, es gäbe keine asiatischen Prostituierten und auch kein italienisches Essen auf dem Kiez, da meine Partei das ablehnt. Natürlich gibt es das! Zum Glück! Ich kann mir Anti-Mulikulturalität gar nicht leisten: Das wäre extrem folgenreich für unsere exportorientierte hanseatische Wirtschaft! Ich empfehle meiner Partei, hier etwas mehr bei der Realität zu bleiben und mit Augenmaß zu handeln.“ Auch diese Anmerkung kann sich nicht recht entscheiden, ob sie eine Empfehlung oder eine Drohung sein soll.

Ob die ‚Frau‘ in Merkel für solch „männliche Pragmatik“ in der Multikulti-Debatte empfänglich ist, bleibt abzuwarten. Erotische Aspekte waren bisher nicht ihr Fachgebiet und die mittelständische Basis der CDU begehrt gegen diese unerotische Ausrichtung der aktuellen Politik auf. Ein freudscher Versprecher des Hells Angel Mietglieds Schabinski bringt es auf den Punkt: „Ich bin zwar noch nie wählen gegangen, aber inzwischen bin ich mir unsicher, ob die Merkel-CDU noch meine Interessen vertritt. Diese sogenannte Mittelstandspartei nimmt uns Männern die Lust zum Atmen.“

Schabinski will zwar auch in Zukunft nicht wählen gehen, plant aber für die frustrierten CDUler einen Multikulti-Puff, in dem man italienisch essen kann. Claußen-Multikulti at its best. Geht doch!


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Filed under: Satire deutsch

2 Responses

  1. Sven sagt:

    Danke… you just made my day…

  2. […] Satire zur Multikulti-Debatte […]

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