Machthumor

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…für das lachende Auge

FDP-Politiker verspricht sich bei Versprechen

Wie teuer ist dieser Sozialfall für die FDP?, Grundlage: cc (by-nc-sa) FDP Göttingen

„Dringende Einsparungen dürfen nicht nur unsere Bürger und die Nichtarbeitenden mit Bleiberecht betreffen: auch die FDP plant, in nächster Zeit ein Vorstandsmitglied einzusparen: das verspreche ich Ihnen.“ Johann Dorge gilt als Vertreter der ‚Neuen Ehrlichkeit‘ in der FDP. Sein populistischer Angriff auf den eigenen Vorstand sorgt nun für „ehrliche“ Heiterkeit im politischen Berlin.

Das Berliner FDP-Mitglied wollte in einer Berliner Hauptschule eigentlich über die Kosten des Sozialstaats sprechen, konnte sich nach dieser Bemerkung jedoch nicht den zynischen Fragen nach dem baldigen Ende Westerwelles entziehen.

Welche Kosten denn nun der „Soziale Brennpunkt Westerwelle“ für die Partei verursache, wollte eine Schülerin wissen. Eine andere fragte den angehenden Kommunalpolitiker, ob dies ein Versprechen sei, dass die FDP bei Steuersenkungen auch an sich arbeiten werde und den „Populismus-Etat der Partei“ kürzen wolle. Allgemeines Gelächter.

Der Populismus habe sehr wohl etwas mit der Ehrlichkeit zu tun, für die er einstehe, versucht sich Dorge unbeholfen zu retten. Entlassungen unpopulärer Vorstandmitglieder sei für ihn da kein Widerspruch. „Wir brauchen neue Gesichter, die unsere Interessen in die Sprache der Straße übersetzen.“ Ein Westerwelle wäre in seinem Kiez doch ein Feindbild und kein Gesprächspartner für die Betroffenen der Regierungs-Politik.

Man muss Dorge lassen, dass es mutig war, sich den Schülern in Berlin offen zu stellen. Sein unsouveräner Auftritt verhalf dem „Abend der politischen Bildung“ in der Aula der Berliner Hauptschule zu unerwarteter Popularität. Viele der anwesenden Jungen Menschen blieben auch nach der Diskussion des Themas „Ehrlichkeit im Sozialstaat“ und sprachen miteinander über Politik.

Über Themen wie die Einsparung gewisser Lehrer, eine Weinkeller-Steuer für Brüderle und die Schaffung eines Weißflächenamtes neben dem Grünflächenamt wurde noch lange lebhaft diskutiert. Der Name Westerwelle hingegen war für die Schüler schnell kein Thema mehr. Ein erstes Zeichen für das politische Gespür, das in den jungen Menschen an einem solchen Abend erwachsen kann.

Darauf angesprochen erklärt mir ein Hauptschüler in türkischem Slang: „Wer zu oft laut ‚Ehrlischkeit‘ sagt, dem traue isch nisch, Alter, auch wenn er sich einmal versprischt und wirklisch ehrlisch ist. Bei mir kommt nur der Stress an, wenn die FDP Show macht. Steuersenkungen, Alter! Für wen denn? Isch zahle keine Steuern!“ Ein anderer ergänzt: „Menschen, die alles für sich aber nischts für unser Land und meine Stadt und meine Freunde wollen: das sind doch keine Politiker! Der Dorge hat den gleichen Style nur anders.“

Nächster Gast des ehrgeizigen Vortragsprogramms an Berliner Hauptschulen soll Thilo Sarrazin sein. Thema: „Wut und Hilflosigkeit in der Politik“. Ein weiterer „sozialer Brennpunkt“ besucht den Problem-Kiez.


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Filed under: Satire deutsch

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