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Israelische Siedlungen: Spionage im Namen von Nathan dem Weisen?

Entwicklungshilfe: Israel verbietet Schulen in Siedlungen, Grundlage: cc (by) eurolL /Lidan

Wenn sich Fanatismus und Egoismus verbinden, ist Aufklärung in den meisten Fällen sehr unerwünscht. Dies musste jetzt eine Bildungsorganisation am eigenen Leibe erfahren, während sie in Israel für die Verbreitung des Völkerrechts unterwegs war. Ihr Einsatzort war brisant und doch haben sich türkische und palestinensische Intellektuelle zusammengetan und trauten sich auf die Baustellen israelischer Siedler. Sie wollten „nur reden“. Jetzt hat Israel alle Mitglieder der „Saladin“-Initiative ausgewiesen und als Spione und Missionäre vor der Weltöffentlichkeit diffamiert.

Tarek Dekici wirkt verzweifelt: „Wir sind keine Missionare! Wir wollen nur reden, wir wollen darüber reden, dass Palestinenser keine Siedlungen in Israel bauen, dass das Völkerrecht eine gute Sache ist, dass wir wieder zum Prinzip der Gegenseitigkeit zurückkehren müssen. Ich wollte nie den israelischen Staat kritisieren, aber er hat sich nun hinter die Ungebildeten, hinter die zurückgebliebenen religiösen Fanatiker gestellt. Wir betreiben Entwicklungshilfe in einem traumatisierten Land in dem Staat und Religion nur noch das Burgenbauen predigen und sich die Menschen dem Dialog mit der Welt für immer verschließen.“

Man sieht Dekici an, dass für ihn eine Welt zusammenbricht. Sein Idealismus und seine Bereitschaft, sich mit den „Zurückgebliebenen“ in Israel auseinanderzusetzen, hat nun die Ausweisung von 41 seiner Mitarbeiter aus Israel zur Konsequenz. Einige von Ihnen haben Familie in Israel, wollten ihre Bildung, ihren Intellekt einsetzen, um den Siedlern im Dialog vorsichtig die Werte der Aufklärung näher zu bringen. Sie wollten Schulen im Neubaugebiet Westjordanland für die religiös-egoistisch Fanatischen bauen, um wenigstens deren Kindern Kant, Lessing, die allgemeinen Menschenrechte und das Völkerrecht beizubringen. Nun muss die palestinensisch-türkische Intelligenz das LAnd verlassen.

Der Staat Israel, der sich sonst eigentlich nicht dazu äußert, wenn er Muslime ausweist und Tatsachen schafft, sah sich nach den internationalen Protesten nun genötigt, Stellung zu nehmen. Hierfür holte man nun die ganz große Keule raus: Die türkische Entwicklungshilfe-Organisation beschäftige Spione des Irans und Syriens, die das israelische Atomprogramm ausspionieren wollten. Dieses diene jedoch nur friedlichen Zwecken und man werde an dem Programm festhalten. Außerdem würden strenggläubige Juden in den Siedlungen provoziert, auf Mitarbeiter der Organisation zu schießen. „Was bringt einem Jungen das Völkerrecht und Nathan der Weise, wenn sein Vater ein Mörder ist?“

Waffenkunde ist neben Religion bisher die einzige Bildung in den Siedlungen, Grundlage: cc (by) Bird Eye

Dekici und seine „Saladin“-Organisation planen jetzt, Schulen im palestinensischen Teil des Westjordanlands zu bauen. Für ihn ist jedoch klar: „Zum Dialog gehören zwei Seiten. Wenn die eine nur aus Ungebildeten besteht, wird dieses die Qualität des Dialoges und die Qualität von Lösungen beeinträchtigen. Saladin bleibt bis heute der letzte Herrscher Jerusalems, der dieser großartigen Stadt würdig war.“


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Filed under: Satire deutsch

2 Responses

  1. fd sagt:

    „Niemand hat das Recht, uns über Demokratie und Aufgeklärtheit zu belehren“ meint Benjamin Netanjahu. Könnte man Hybris nennen..

    http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-10/israel-treueschwur-gesetz-2

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